Allan Holdsworth (Gitarre Und Basse 1997)
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Gitarre & Bass 1997 (autotranslated)
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Über zweieinhalb Jahre ist es her, als in dieser Zeitschrift das wahrscheinlich umfangreichste Interview stattfand, das Allan Holdsworth je gegeben hat. Zwölf Seiten Text können und müssen wir diesmal nicht bieten, dafür aber einige interessante, schöne und eher nachdenklich machende Neuigkeiten, von einem der wichtigsten Gitarristen der letzten drei Jahrzehnte.
Wir trafen uns Mitte März in München, wo Holdsworth zusammen mit dem Bassisten Dave Carpenter und Drummer Gary Novak im Jazz Club des Hotels Bayerischer Hof auftrat. Und natürlich sollte es beim Interview am Nachmittag um ,None Too Soon' Allans neues Album gehen. Hierzu einige Vorab-Informationen:
Zusammen mit Gordon Beck (p), Gary Willis (b) und Kirk Covington (dr) hat sich Holdsworth ungewohnterweise zur einen Hälfte an Standardkompositionen, zur anderen an Werken seines Pianisten versucht, die eine Art von Mittelachse im Album-Ablauf bilden. Was der Legato-Gitarrist nun aus Coltranes ,Countdown', Django Reinhardts ,Nuages', Bill Evans' ,Very Early', Jacques Cousteaus ,How Deep Is The Ocean' und der frühen BritPop/Ethno-Nummer ,Norwegian Wood' macht, ist einfach fantastisch. Nach dem faszinierend konstruiert wirkenden Album ,Hard Hat Area', mit seiner eigenartigen, eher europäisch orientierten Atmosphäre, swingt und bopt sich Holdsworth hier so erfrischend und lebendig durch das genannte Themenmaterial, daß man ihn fast nicht wiedererkennt - wären da nicht sein typischer Ton und eine Phrasierung, bei der man einen langen Atem braucht. Dieser Mensch ist bekanntermaßen unglaublich, eine absolute Ausnahmeerscheinung in positivster Hinsicht was sein musikalisch/gitarristisches Potential angeht, in negativer was seine umgekehrt proportionale bis praktisch nicht bestehende Relevanz im Business betrifft. Und auch zu diesem Thema äußerte sich Allan während des Gesprächs.
G&B: Trotz des für dich ungewöhnlichen Themenmaterials "Standards" weiß man bei ,None Too Soon' nach wenigen Tönen, wer da Gitarre spielt. Deine Spielweise hat sich nicht verändert, dafür aber die Grundstimmung der Musik: Ich höre mehr Leben, Lockerheit, Offenheit und Humor. Was ist passiert?
Allan: Danke, das hört sich gut an; aber was sich verändert hat - ich weiß es nicht. Es war nicht meine Idee, dieses Album aufzunehmen. Man vermutete, daß nicht sehr viele Leute meine Musik verstehen, und daher könnten sie über diese bekannten Fremdkompositionen leichter Zugang zu den anderen Platten finden. Aus diesem Grund habe ich es aufgenommen. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich ,Countdown' oder ,Nuages' spiele - eine Harmonieverbindung ist eine Harmonieverbindung, da gibt es im Grunde keine Unterschiede im spielerischen Ansatz. Also lernte ich diese Stücke. Ich kannte kaum Standards; ganz am Anfang habe ich mal einige gespielt, als ich noch jung war, aber die hatte ich lange vergessen.
Ja, und ansonsten habe ich genau das gemacht, was ich sonst auch tue. Ich habe also nicht plötzlich mit einer dicken Jazz-Gitarre gespielt, denn dann hätte es sich wahrscheinlich sehr konventionell angehört. Ich habe einfach gespielt.
Was mir an dieser Produktion gar nicht gefiel, war, daß Gordon (Beck) auf einem "Plastik-Piano" spielen mußte, weil wir keinen Flügel in meinem Studio haben...