Avantgarde Figur (Original): Difference between revisions

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Große Posen sind nicht sein Ding. Da, wo andere sich gern ins rechte Lucht rücken, hält er sich eher rück. Trotzdem gehört er zu den ganz Großen. Fällt sein Name, erblassen die sogenannten Guitar-Heroes. Seine innovativen Spieltechniken, seine Schnelligkeit und ein Mutz unkonventionellen Soundkreationen haben Alan Holdsworth zur führenden Avantgarde Figur der Gitarrenszene gemacht. Über seinen Hang zur Perfektion und die damit verbundenen Schwierigkeiten berichtet er im folgenden Gespräch mit MUSIKER.
Große Posen sind nicht sein Ding. Da, wo andere sich gern ins rechte Lucht rücken, hält er sich eher rück. Trotzdem gehört er zu den ganz Großen. Fällt sein Name, erblassen die sogenannten Guitar-Heroes. Seine innovativen Spieltechniken, seine Schnelligkeit und ein Mutz unkonventionellen Soundkreationen haben Alan Holdsworth zur führenden Avantgarde Figur der Gitarrenszene gemacht. Über seinen Hang zur Perfektion und die damit verbundenen Schwierigkeiten berichtet er im folgenden Gespräch mit MUSIKER.
   
   
MM: Allan, du bist einer der wenigen, die sich seit geraumer Zeit mit dem Thema Gitarren-Synthesizer beschäftigen. Was hat dich dazu gebracht, mit der Synthaxe zu arbeiten?   
MM: Allan, du bist einer der wenigen, die sich seit geraumer Zeit mit dem Thema Gitarren-Synthesizer beschäftigen. Was hat dich dazu gebracht, mit der Synthaxe zu arbeiten?   
   
   
AH: Na ja, ich habe mich schon immer für Gitarren-Synthesizer interessiert, es hatte nur nie etwas funktioniert. Die Art, wie frühere Gitarren-Controller konzipiert waren, kommt einem richtig verrückt vor. Die bauten all ihre komischen Pitch-to-Voltage-Gitarren, oder Pitch to ‘‘Glitch’‘, wie ich sie nenne. Es würde keine Synthesizer-Spieler auf der Welt geben, wenn Keyboards nach dem Pitch-to-Voltage-Prinzip aufgebaut wären. Diese Art zu spielen ist ziemlich seltsam. Es gibt viele Gitarristen, die wollen einfach einen zusätzlichen Tonabnehmer, mit dem sie einen Synthesizer ansteuern können. Die wollen ihre Gitarre spielen, und dann ab und zu den Synthie als Effekt einsetzen. Ich habe es nie so betrachtet. Ich sehe sie als zwei getrennte Dinge an, genau wie einen Flügel und einen Synthesizer. Für mich ist eine elektrische Gitarre in gewisser Hinsicht ein sehr akustisches Instrument - die Verbindung schwingender Saiten mit einem Klangkörper etc. Sie basiert immer noch auf diesen Eigenschaften, wohingegen die Synthaxe das nicht tut. Es ist eine vollkommen andere Sache.
AH: Na ja, ich habe mich schon immer für Gitarren-Synthesizer interessiert, es hatte nur nie etwas funktioniert. Die Art, wie frühere Gitarren-Controller konzipiert waren, kommt einem richtig verrückt vor. Die bauten all ihre komischen Pitch-to-Voltage-Gitarren, oder Pitch to ‘‘Glitch’‘, wie ich sie nenne. Es würde keine Synthesizer-Spieler auf der Welt geben, wenn Keyboards nach dem Pitch-to-Voltage-Prinzip aufgebaut wären. Diese Art zu spielen ist ziemlich seltsam. Es gibt viele Gitarristen, die wollen einfach einen zusätzlichen Tonabnehmer, mit dem sie einen Synthesizer ansteuern können. Die wollen ihre Gitarre spielen, und dann ab und zu den Synthie als Effekt einsetzen. Ich habe es nie so betrachtet. Ich sehe sie als zwei getrennte Dinge an, genau wie einen Flügel und einen Synthesizer. Für mich ist eine elektrische Gitarre in gewisser Hinsicht ein sehr akustisches Instrument - die Verbindung schwingender Saiten mit einem Klangkörper etc. Sie basiert immer noch auf diesen Eigenschaften, wohingegen die Synthaxe das nicht tut. Es ist eine vollkommen andere Sache.
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AH: In England war ich nicht in der Lage, als Musiker zu überleben. Eine Menge Leute sind es nicht. Das ist nichts Neues. Meine Frau unterstützte mich. Es wurde wirklich übel. Ich hatte zu entscheiden, ob ich einen dauerhaften Job annehmen würde - wie z. B. in einem Musikgeschäft Verstärker reparieren oder Gitarren zusammenbauen -, oder ob ich einfach versuchen würde, weiterzuspielen. Na ja, ich sah fortwährend Artikel über mich in amerikanischen Musikzeitschriften, und wir entschieden uns, es einfach mal zu versuchen. Es endete damit, daß wir alles verkauften, um die Überfahrt bezahlen zu können. Ich hatte nicht mal eine Gitarre. Als wir in Amerika ankamen, fingen wir an zu arbeiten und konnten uns gerade so über Wasser halten. Es war nicht toll, aber es war o.k., denn die Leute dort waren viel empfänglicher für die Art, wie wir spielten. Ich konnte das tun, was ich tun wollte, in der Hinsicht war es gut. Ich spielte das, was ich spielen wollte und konnte davon leben. Es wurde nochmals hart im letzten Jahr. Wir verkauften wieder viel Equipment. Wenn ich Geld habe, kaufe ich mir Equipment und wenn ich keins habe, verkaufe ich alles wieder. So geht's immer ‘‘round and round". Ich weiß nicht, was passieren wird. Ich bin an einem seltsamen Punkt in meinem Leben angelangt. Ich fühle mich irgendwie verloren. Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Musik weitermachen soll, oder ob ich nicht doch einen anderen Job annehme, vielleicht bei einer Gitarrenfirma. Seit vier oder fünf Jahren spiele ich hauptsächlich mit der gleichen Band -- wobei die Begleitmusiker zum Teil wechselten: Gary Husband am Schlagzeug und Chad und Jimmy Johnson. Ich weiß zwar genau, was ich musikalisch machen will, aber damit ist es schwierig, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das letzte Album z. B. fand ich toll, aber niemand weiß überhaupt, daß es diese Platte gibt. Bei der neuen wird das gleiche geschehen. Eigentlich bin ich mit meiner Entwicklung in bezug auf die Synthaxe sehr zufrieden. Im Vergleich zur ersten Platte bin ich sehr viel weiter. Aber ich fürchte, das sie wieder untergehen wird. Da fragt man sich natürlich: warum? Hat es überhaupt Sinn etwas zu tun, wenn's niemand hören kann. Erst recht nicht, wenn du's nicht mal schaffst, deine Familie zu ernähren oder die Miete zu bezahlen.
AH: In England war ich nicht in der Lage, als Musiker zu überleben. Eine Menge Leute sind es nicht. Das ist nichts Neues. Meine Frau unterstützte mich. Es wurde wirklich übel. Ich hatte zu entscheiden, ob ich einen dauerhaften Job annehmen würde - wie z. B. in einem Musikgeschäft Verstärker reparieren oder Gitarren zusammenbauen -, oder ob ich einfach versuchen würde, weiterzuspielen. Na ja, ich sah fortwährend Artikel über mich in amerikanischen Musikzeitschriften, und wir entschieden uns, es einfach mal zu versuchen. Es endete damit, daß wir alles verkauften, um die Überfahrt bezahlen zu können. Ich hatte nicht mal eine Gitarre. Als wir in Amerika ankamen, fingen wir an zu arbeiten und konnten uns gerade so über Wasser halten. Es war nicht toll, aber es war o.k., denn die Leute dort waren viel empfänglicher für die Art, wie wir spielten. Ich konnte das tun, was ich tun wollte, in der Hinsicht war es gut. Ich spielte das, was ich spielen wollte und konnte davon leben. Es wurde nochmals hart im letzten Jahr. Wir verkauften wieder viel Equipment. Wenn ich Geld habe, kaufe ich mir Equipment und wenn ich keins habe, verkaufe ich alles wieder. So geht's immer ‘‘round and round". Ich weiß nicht, was passieren wird. Ich bin an einem seltsamen Punkt in meinem Leben angelangt. Ich fühle mich irgendwie verloren. Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Musik weitermachen soll, oder ob ich nicht doch einen anderen Job annehme, vielleicht bei einer Gitarrenfirma. Seit vier oder fünf Jahren spiele ich hauptsächlich mit der gleichen Band -- wobei die Begleitmusiker zum Teil wechselten: Gary Husband am Schlagzeug und Chad und Jimmy Johnson. Ich weiß zwar genau, was ich musikalisch machen will, aber damit ist es schwierig, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das letzte Album z. B. fand ich toll, aber niemand weiß überhaupt, daß es diese Platte gibt. Bei der neuen wird das gleiche geschehen. Eigentlich bin ich mit meiner Entwicklung in bezug auf die Synthaxe sehr zufrieden. Im Vergleich zur ersten Platte bin ich sehr viel weiter. Aber ich fürchte, das sie wieder untergehen wird. Da fragt man sich natürlich: warum? Hat es überhaupt Sinn etwas zu tun, wenn's niemand hören kann. Erst recht nicht, wenn du's nicht mal schaffst, deine Familie zu ernähren oder die Miete zu bezahlen.
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